Eric Bogle / The Pogues
Zu diesem Stück gibt es eine Menge zu sagen, weil es viele Bezüge zu Australien und dem ersten Weltkrieg enthält, die sich nicht so ohne weiteres erschließen
Warum spielt die Band ausgerechnet „Waltzing Matilda“?
Es ist „Australiens bekanntestes Volkslied“ (Wikipedia), das es beinahe zur australischen Nationalhymne gebracht hat und oft zu offiziellen Anlässen gespielt und gesungen wird. Es entstand gegen Ende des 19. Jhdts. und erzählt die Geschichte eines Wanderarbeiters, der wegen eines Schafs von der Polizei verfolgt wird und sich am Ende in einem Wasserloch ertränkt, um der Polizei und der Strafverfolgung zu entgehen.
Was bedeutet „Waltzing Matilda“?
„Waltzing“ lässt einen vielleicht an Walzertanzen denken – dem ist aber nicht so.
Die Bedeutung des Wortes lässt sich eher mit dem deutschen Begriff der „Walz“ erklären: Im Mittelalter – teils bis in die heutige Zeit – gingen die ausgelernten Handwerksgesellen auf die Walz, eine Wanderschaft durch Europa, auf der sie ihre Fertigkeiten erweitern konnten und andere Techniken kennen lernen konnten. Noch heute sieht man gelegentlich Zimmermänner in ihrer besonderen Tracht im Stadtbild.
Und wenn Waltzing nichts mit Walzer zu tun hat, ist „Matilda“ womöglich auch nicht die hübsche Tanzpartnerin. Richtig. Mit Matilda meinten die jungen australischen Männer ihr Bündel mit ihren Habseligkeiten und ihrem Zelt, das sie bei sich hatten, wenn sie durch den Busch zum nächsten Job wanderten.
Zurück zu unserem Lied:
Geschrieben von Eric Bogle, einem schottischstämmigen Liedermacher, der schon lange in Australien lebt. Er verarbeitet darin die Geschichte eines jungen Australiers, der im ersten Weltkrieg eingezogen und an die Front in der Türkei geschickt wird. Die australischen Einheiten waren Teil der britischen Offensive zur Eroberung der Dardanellen, die, wie mehrere andere Vorhaben des britischen Militärs ebenso, gründlich schief ging. Der Erzähler beschreibt die Schrecken der Schlacht – es regnet Geschosse und Granaten, und die Stapel der Leichen werden immer höher. Schließlich reißt ihm eine Granate beide Beine weg, und er wird deshalb bald nach Australien zurück gebracht, zusammen mit vielen anderen Verwundeten. Er sinniert zum Schluss über die jährliche Gedenkparade zu dieser Schlacht und fragt sich, wofür die alten Kameraden da eigentlich laufen. Er, der dauernd mit „Waltzing Matilda“ konfrontiert wird, kann es ohne Beine selbst nicht mehr tun – „no more Waltzing Matilda for me.“